Wir haben der Nintendo Switch Version von Immortal Realms: Vampire Wars auf den Zahn gefühlt.

Die großen Größen haben sich aus dem Strategiegenre mehr oder weniger zurück gezogen, lediglich kleinere Studios halten noch die Fahne für das wohl einst beste Genre in die Höhe. Eines dieser ambitionierten Studios ist der schwedische Entwickler Palindrome Interactive, welcher mit Immortal Realms: Vampire Wars in große Fußstapfen treten möchte. Konkret meine ich damit die Heroes of Might & Magic Reihe, denn mit diesem Titel lässt sich, abseits von Brettspielen, Immortal Realms am besten vergleichen. 

Zum Setting, Immortal Realms ist in einer düsteren Dark Fantasy Welt angesiedelt. Zwischen den Menschen und den herrschenden Vampiren besteht ein unsicherer Waffenstillstand, welcher nur dadurch aufrecht erhalten wird, dass die Menschen ihr Blut als Schutzgeld darbieten. Selbstredend, dass die Menschen sich nicht gerne als Blutbank missbrauchen lassen und dementsprechend sich Unruhen in den eigenen Reihen ausbreiten, welche in einer waschechten Rebellion münden. Als wäre das nicht schon genug, zieht auch noch eine uralte Macht im Hintergrund die Fäden um die untereinander verfeindeten Vampirclans gegeneinander auszuspielen.

Das ist die Ausgangssituation von Immortal Realms. Besonders loben muss ich an dieser Stelle den angenehm roten Faden, welcher sich durch alle drei Kampagnen zieht. In Immortal Realms wirkt alles irgendwie vertraut doch auch angenehm neu, was auch einen Großteil der Motivation ausmacht, denn die Story selber spielt gegenüber dem Gameplay eine doch eher untergeordnete Rolle. 

Allerdings muss ich euch an dieser Stelle vorwarnen, denn das Gameplay hat es wirklich in sich. Kurzum nimmt Immortal Realms das Spielprinzip von Heroes of Might & Magic und baut an vielen Stellen sowohl kleine als auch große Eigenheiten mit ein, zusätzlich wird das Gameplay auch an anderen Stellen entschlackt, was das Gesamtbild abrundet. Den Großteil des Spiels verbringen wir damit, unsere Armeen, angeführt von Helden, über die Weltkarte zu bewegen, und Gebiet um Gebiet einzunehmen. Dabei ist die Weltkarte ein einzelne kleinere Gebiete unterteilt, von welchen manche besondere Eigenheiten aufweisen, andere nicht. Lediglich in Gebieten mit Städten oder Festungen können wir neue Einheiten rekrutieren, allerdings auch nur dann, wenn wir über genügend Blut verfügen. Blut fungiert übrigens als Währung in Immortal Realms.

Natürlich bewegen wir uns nicht alleine und ungehindert über die Weltkarte, auch Gegenspieler versuchen ihrerseits uns den Garaus zu machen. Kommt es zu einer solchen Begegnung, wechselt die Perspektive. Anstelle der großen Weltkarte, haben wir nun ein Schlachtfeld vor uns, auf welchem es typisch für Rundenstrategie das Gefecht zu gewinnen gilt. Hierbei müssen wir besonders auf die Eigenheiten der Figuren aufpassen. Manche Zauber verursachen beispielsweise in einer geraden Linie Schaden, sodass es nicht ratsam wäre, Einheiten direkt hintereinander aufzustellen. Darüber hinaus sind auf den Karten noch Schreine verteilt, welche ihrerseits Boni verteilen, sofern wir die Einheiten richtig positionieren. Gehen wir aus einer solchen Begegnung siegreich hervor, gibt es obendrein noch Erfahrungspunkte, durch welche unsere Einheiten, sowie Helden neue Fertigkeiten erlernen.

Die wohl gravierendste Änderung gegenüber den Heroes of Might & Magic Spielen ist das Kartensystem welches in Immortal Realms zum Einsatz kommt. Mit Kartensystem meine ich allerdings nicht ein klassisches TCG wie etwa bei Hearthstone oder Magic, sondern eher wie bei Warhammer: Underworlds. Die Karten repräsentieren die Spezialfähigkeiten unseres Clans, bzw. unserer Einheiten wenn wir uns auf einem Schlachtfeld befinden. Auf dem Schlachtfeld wird für die Zaubersprüche Mana verbraucht, auf der Weltkarte hingegen die Blut Ressource. Das liegt vor allem daran, dass im Kampf Fähigkeiten genutzt werden, um die Schlacht zu entscheiden, sich auf der Weltkarte allerdings das Geschehen eher um Rekrutierung, Bewegung der Truppen oder Aufstocken der Vorräte dreht. Eine starke Armee selber ist für eine Runde nur die halbe Miete, denn nur durch einen geschickten Einsatz der Karten kann man auf lange Sicht Erfolg haben. Dabei verfügen alle Clans über eigene Fähigkeiten, welche an altbekannte Dark Fantasy oder Horror Filme angelehnt sind. Der Clan der Dracul ist hierbei recht klassisch gehalten, diese führen Ritter, Reiter, Fledermäuse und unter anderem Werwölfe in die Schlacht. Anders sieht es hingegen bei den Nosfernu aus, diese setzen auf Totenbeschwörer, Zombies, Skelette und Geister. Zu guter Letzt hätten wir dann noch die Moira, welche auf Hexen und Gargoyles setzen. Ebenso unterschiedlich sind die Spielweisen der Fraktionen. Da die Dracul auf Soldaten setzen, welche natürlich auch versorgt werden müssen, ist für sie ein stetiger Blutfluss unerlässlich. Nosferu hingegen setzen auf Zombies und Skelette, um hier also für Nachschub zu sorgen, müssen die Bewohner der eingenommenen Städte „abgeerntet“ werden, um weitere untote Soldaten zu erschaffen.

Leider gibt es nicht sonderlich viele unterschiedliche Einheiten. Im Gegenteil, meist heißen diese nur etwas anders, sehen sich aber dann auf dem Schlachtfeld doch viel zu ähnlich, was oft dazu führt, dass wir versehentlich die falsche Einheit mitten in das Getümmel schicken, vor allem dann, wenn nicht auf dem Fernseher, sondern im Handheld Modus gespielt wird.

Ebenso wichtig für den Erfolg ist strukturiertes Vorgehen. Die Gebäude und Gebiete auf der Weltkarte sind in ihren Funktionen selber begrenzt. Städte sind dazu da um Blut zu generieren, bestimmte Felder können uns mit bestimmten Einheiten versorgen usw. Nun wäre es natürlich von Vorteil, wenn man sich als Spieler fokussiert, anstatt alles nur halbgar anzugehen, nur ein kleiner persönlicher Tipp. Die Entwickler von Immortal Realms scheinen jedenfalls ihre Hausaufgaben gemacht zu haben und so ziemlich alles unnötige gestrichen zu haben, denn durch die Kartenmechanik entfällt beispielsweise mühsames Micro Management. 

Ein kleines Problem hatte ich allerdings mit der Kamera auf der Weltkarte, diese hat von Zeit zu Zeit einfach begonnen sich um die eigene Achse zu drehen, und selbstständig nicht mehr gestoppt. Ansonsten wären mir in der Nintendo Switch Version keine weiteren groben technischen Schnitzer aufgefallen.

Mochten wir:

Mochten wir nicht:

Immortal Realms ist definitiv nicht für jeden Strategiefan geeignet. Nicht mal für jeden, der Heroes toll findet möchte ich sagen, denn aufgrund der veränderten Kernmechanik, könnte es sein, dass das Spiel dem ein oder anderen als zu leicht erscheint. In der Tat, dauert es etwas, bis die spielerische Tiefe ans Licht kommt. Nichts desto trotz ist das Dark Fantasy Vampir Setting eine willkommene Abwechslung zur typischen Ork, Mensch, Elfe Standard Kost. Auch einen Multiplayermodus vermisse ich schmerzlich, hätte dieser sich doch äußerst gut gemacht bei dem Genre. Trotz allem kann ich eigentlich jedem Genrefan empfehlen einen genaueren Blick zu riskieren, immerhin ist man mit der Kampagne rund 60 Stunden lang beschäftigt.Wertung:

7/10

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