Auf Hoher See als Freibeuter oder aber Händler, in Port Royale 4 gibt es nicht nur einen Weg an Gold zu kommen.

Unter Fans dürfte Port Royale kein unbeschriebenes Blatt sein. Nach der Erstveröffentlichung von Port Royale 1 im Jahre 2002 erwartet uns nun im Jahr 2020 der mittlerweile vierte Serienteil. In Port Royale verbringen wir den Großteil des Spiels damit Handel zu treiben, nun gut auch irgendwie klar, denn schließlich handelt es sich bei Port Royale 4 um eine Handelssimulation. Zunächst können wir auswählen, ob wir mit einer Kampagne der 4 unterschiedlichen Nationen starten wollen, oder ein freies Spiel, welches uns schon alleine bei der Spielerstellung eine riesige Menge an Einstellmöglichkeiten bietet. Solltet ihr noch nicht mit dem Spiel vertraut sein, empfiehlt es sich, das Tutorial zu spielen, um grundlegende Elemente kennen zu lernen, und anschließend die Story durch zu Spielen, ehe wir uns auf freie Spiele stürzen. Mit insgesamt 18 unterschiedlichen Schiffstypen können wir in See stechen und bis zu 25 unterschiedliche Waren handeln. Um das Handeln möglichst komfortabel zu machen, können wir als Spieler einfache Handelsrouten anlegen, welche unser Kahn automatisch abklappert. Hierbei gilt es allerdings einige Punkte zu berücksichtigen. Beispielsweise ist die Strömung ein wichtiger Faktor, ebenso wie Stürme, planen wir unsere Routen nicht entsprechend solchen Vorkommnissen, kann dies unsere Schiffe verlangsamen oder gar beschädigen. Auch auf die Wahl der Schiffstypen müssen wir achtgeben, denn manche Städte liegen am flachen Gewässer, was beispielsweise eine Anfahrt mit einem großen Handelsschiff, welches über enorm viel Tiefgang verfügt erschwert. 

Allerdings sind wir nicht die einzigen Händler in der Karibik. KI Konkurrenten wollen uns zuvor kommen, bzw. Freibeuter verwickeln uns in Kämpfe aber zu denen später mehr. Noch dazu, bekommen wir in der Kampagne Aufträge vom Vizekönig zugeschanzt, wie soll man bei diesem ganzen Kleinkram noch Zeit zum Handeln finden? Nun ganz einfach, mit den bereits erwähnten Handelsrouten. Richten wir diese vernünftig ein, fährt unser Schiff automatisch von Stadt zu Stadt, An- und Verkauft selbstständig, wobei hier die KI einen ziemlich guten Job macht was die Preise angeht, und segelt den nächsten Hafen an. So haben wir genug Zeit, um uns um die Nebenaufträge zu kümmern, denn in der Kampagne gibt es für diese nur eine begrenzte Zeit um sie zu erledigen. Anders so im Freien Spiel, hier gibt es zwar auch diese Aufträge, allerdings können wir selber entscheiden ob wir diese erledigen oder nicht.

Natürlich ist man nicht auf die Automatik der Route angewiesen, man kann alles bis ins kleinste Detail festlegen, von Preisen der Waren, bis hin zu welcher Menge diese über den Tisch gehen sollen. Wenn man richtig hart drauf ist, kann man auch die farbige Hilfsanzeige deaktivieren und selber Preislisten führen, um den Gewinn zu maximieren. Dies wäre mir allerdings dann doch etwas zu hart.

Abseits der Listen findet das Spiel auf einer großen Karibikkarte statt, auf welcher wir stufenlos Zoomen können. Auf der äußersten Zoomstufe verläuft die Zeit schneller, damit wir auch alle Handelsschiffe bzw. Konvois im Blick behalten können. Durch die farbenfrohe Optik kommt immer wieder richtiges Karibikflair auf, welcher allerdings dadurch unterbrochen wird, dass wir für kleinste Infos immer wieder rein in die Tabelle müssen. Haben wir bei unserem Heimatposten Metalle gekauft, müssen wir die nachfolgenden Posten durchsuchen um zu sehen, ob hier gerade Mangel herrscht, und wir die Waren teuer verticken können. Durch ein Icon auf der Stadt wird uns zwar angezeigt, dass hier produziert wird, allerdings nicht was benötigt wird. Dabei wäre gerade das eine wichtige Info welche man gerne auf einen Blick haben möchte. Besonders für Einsteiger könnte das zu Beginn komplizierte Handling abschreckend wirken.

Gut, das alles dürfte Serienfans nicht neu sein. Wirklich neu hingegen sind die Gefechte selber. Von Echtzeitschlachten wurde umgemodelt auf rundenbasierte Taktikkämpfe. Persönlich bin ich eher ein Fan der Echtzeitstrategie, allerdings entfalten die Rundenkämpfe eine enorme Tiefe. Beispielsweise kann ein Schiff während seiner Runde zweimal angreifen, allerdings nur einmal pro Back- und Steuerbord, was ein durchdachtes manövrieren erfordert, um das volle Potential unseres Kahns ausnutzen zu können. Auch Spezialangriffe wie Streufeuerbeschuss um gezielt die feindliche Besatzung zu dezimieren sind möglich. Zusätzlich verfügt jeder Schiffstyp noch über Spezialtaktiken. Eine Korvette darf schnell nachladen, also zweimal feuern, eine Galeone verschießt Sprenggranaten mit Flächenschaden, eine Kriegsgaleone kann per Skill Feindschiffe abdrängen und generell zwei Felder weit feuern. Je mehr Schiffe des selben Typs wir verwenden, desto häufiger dürfen wir diese Spezialtaktiken anwenden.

Auch Konvoi-Kapitäne bringen zusätzliche Taktiken mit. Diese Kapitäne müssen bei Kriegsverbänden verpflichtend an Bord. Die Kombination aus dem Kriegsverband mit den Spezialtaktiken, sowie den Taktiken der Konvoi-Kapitäne bringen eine immense taktische Tiefe mit sich. Wer allerdings keinen Bock auf die Kämpfe hat, kann diese auch automatisch ablaufen lassen, riskiert hierbei allerdings wesentlich höhere Verluste als wenn wir die Kämpfe selber durchführen. 

Als wäre die Handelssimulation, sowie die fordernden taktischen Kämpfe nicht schon genug, haben die Entwickler auch noch eine gute Priese Aufbaustrategie mit in den Kochtopf geworfen. Bis zu sieben Produktionsstätten auf einmal können wir in einer Stadt errichten. Allerdings ist das nicht so einfach, denn um in einer Stadt überhaupt bauen zu können, benötigen wir eine Baugenehmigung, welche wir nur erhalten, wenn wir einen Bekanntheitsgrad von 100% genießen. Um das zu bewerkstelligen müssen wir Waren anliefern. Klingt also nach einem recht langwierigen Unterfangen. Selbstverständlich kann auch nicht auf jeder Insel alles errichtet werden wie wir lustig sind. Das Land muss die erforderlichen Punkte schon erfüllen. Platzieren wir noch Gebäude nebeneinander welche in der Produktionskette notwendig sind, gibt es dazu noch einen Produktionsbonus. Natürlich können wir nicht nur Produktionsgebäude bauen, auch der Bau von Häusern oder Kirchen, um die Bewohner glücklich zu stimmen sind theoretisch möglich. Hierfür müssen wir allerdings wieder eine eigene Genehmigung des Vize-Königs einholen, welche durch Ruhmespunkte erworben wird. 

Auch ist es möglich gegen Städte Krieg zu führen, was sich allerdings nicht so unterhaltsam gestaltet wie es sich anhört, denn in Port Royale 4 gibt es keinerlei Bodenschlachten. Statt dessen, belagern wir eine Stadt so lange, bis die Stimmung der Bewohner wirklich mies ist, und können diese irgendwann annektieren. Allerdings können wir nicht jede X beliebige Stadt belagern, unsere Nation muss sich mit der jeweils anderen im Krieg befinden, damit diese Handlung möglich wird. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass der KI Gegner wohl einen Kriegs-Konvio schicken wird, sollten wir eine Stadt belagern. 

Mochten wir:

Mochten wir nicht:

Besonders der Handelsaspekt hat es mir angetan. Früher habe ich gerne mal eine Runde Patrizier gespielt um einfach im Kopf abzuschalten und ein bisschen Waren durch die Gegend zu verfrachten. Nun gut ganz so mit Kopf abschalten ist es in Port Royale nicht, denn das Spiel ist mehr als komplex. Trotzdem hat der Handelspart es mir besonders angetan, auch wenn die Kämpfe diesem in nichts nach stehen. Einzig das Bauen ist aufgrund der ständigen Lizenzen welche in jeder Stadt erworben werden müssen etwas mühsam, ebenso wie die Belagerungen der Städte welche eigentlich ziemlich Zäh sind. Nichts desto trotz bleibt das Spiel eine durchaus empfehlenswerte Handelssimulation, Genrefans haben allerdings sowieso längst zugegriffen.

Wertung:

7,5/10

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